12.-20.10.2024
60 Jahre Christuskirche, "Schiff, geladen", 6 Künstlerinnen mit Heilbronn-Bezug stellen von April bis Oktober jeweils 10 Tage aus.
"Bettina Bürkle, "Boote", Abschlußarbeit 1986, Keramik, Glasuren, Oxyde
Boote, Keramik, Längen ca. 65- 200 cm
3 Boote, Keramik, vorne Eisenguss
Boot - Torso, 1989, Bronze, ca. 25 x 35 x 10 cm
Artikel Heilbronner Stimme, 12.10.2024
Im Fluß des Lebens und der Zeit
Wer meint, in der Christuskirche den transluziden jüngeren Arbeiten aus Acrylglas von Bettina Bürkle zu begegnen, lernt eine andere Seite der Bildhauerin kennen. Bürkle, 1961 in Heilbronn geboren, Studium an der Akademie in Stuttgart, lebt nach Arbeitsaufenthalten unter anderem in New York und Zürich heute in Ostfildern. In der Ausstellungsreihe „Schiff geladen“ der Christuskirche gestaltet Bürkle nun quasi das Finale: mit frühen Arbeiten zum Thema „Boot“. Die mehrteilige Installation ist im Wesentlichen ihre Abschlussarbeit an der Akademie aus den späten 80er Jahren.
Das Boot als Symbol für unterwegs sein
Mit Farb-Licht-Kompositionen aus Acrylglas wollte sie in keine Konkurrenz zu den großen Kirchenfenstern treten. Das Boot als Symbol für unterwegs sein, für Reisen, auch für die Reise ins Jenseits, interessiert Bettina Bürkle ungebrochen. Minimalistisch, reduziert, so arbeitet die Künstlerin von Anfang an, im Grunde hat sich an ihrer Technik des Aufbauens und Addierens wenig geändert. Bis auf das Material.
Ihre Boote aus Keramik – Bürkle hat Bildhauerei im Bereich Ton studiert – mögen angesichts der Weltlage martialische Assoziationen wecken an U-Boote, Flugzeugträger. An Flucht. Für Bürkle sind es schlicht umgedrehte Boote mit dem Bug nach oben. Als der Heilbronner Künstlerkollege Peter Riek sie einlud, im Rahmen von „Schiff geladen“ den Kirchenraum zu gestalten, dachte Bürkle spontan an ihre Boote. Weil das Boot auch für den Mensch steht – und als Übergang von der figurativen zur abstrakten Form.
Die Künstler haben völlig freie Hand
Links und rechts des Altars gruppiert, schaffen die Keramik-Körper eine archaische Atmosphäre. Teils auf den Besucher im Kirchenraum ausgerichtet, scheinen sie zu gleiten im Fluss des Lebens und der Zeit. Dabei bedarf es keiner kirchlichen Mystik, wer was wie wahrnimmt, ist jedem anheim gestellt. „Schön, dass jeder frei mit dem Raum etwas anderes zu machen weiß“, blickt sich Bürkle um. Dann erklärt sie, warum sie keine Sockel mag für ihre Plastiken. Nur so hat eine Arbeit direkten Zugang zum Betrachter und umgekehrt. Auf Augenhöhe sozusagen wird die Bodenfläche Teil der Installation.
Für die Künstler also gibt es keine Vorgaben: Zu ihrem 60-jährigen Bestehen hat die Christuskirche seit April sechs Positionen der Gegenwartskunst zu Gast, jeweils an acht Tagen nur und jedesmal eröffnet mit einem Künstlergespräch.
Bekannt in Heilbronn ist Bürkles "Kuppel" aus Cortenstahl
Bettina Bürkle, die nach ihrem Studium beginnt, in New York mit Wellpappe zu arbeiten, immer reduzierter und abstrakter, ist im öffentlichen Raum in Heilbronn mit zwei Arbeiten bekannt. Den aus Eisen gegossenen „Floor Pieces“ beim Fleischhaus. Und mit der „Kuppel“, einem Hohlkörper aus Cortenstahl an der Allee in Nähe der Hauptpost.
Mit ihrer der brennenden Synagogenkuppel nachempfundenen Arbeit wollte Bettina Bürkle ein „stilles Zeichen“ setzen. Auch wenn ihre Boote in einem anderen Kontext stehen: Stille Zeichen sind sie allemal. Zeichen einer künstlerischen Haltung.
Künstlergespräch
Sonntag, 11 Uhr, Christuskirche, Südstraße 116. Die „Boote“ sind ab Samstag zu sehen und nächstes Wochenende.
5.Mai - 30. Oktober 2024
9. Triennale der Schweizerischen Skulptur, Bad Ragaz, Schweiz